Gran Sabana!

Geplant war es nicht, dass wir dieses Land besuchen. Aber nach wenigen Berichten und Erzählungen von anderen Reisenden sowie Infos aus Internet und Reiseführer war unser Interesse geweckt und wir sind am 5. November über die Grenze nach Venezuela eingereist.

Die Militärpräsenz hier ist extrem – es wird allerdings geraten, sich von den grünen Menschen fernzuhalten, zurecht wie wir schon erfahren haben. Da aufgrund des günstigen Benzins hier natürlich jeder mit dem Auto einreist, wird unser Gepäck nebst all den vorbeifahrenden Autos bis aufs Kleinste durchsucht und kontrolliert. Auch die Autos werden bis ins Detail kontrolliert, ein Grenzwärter rollt sich sogar unter jedes Auto! Für den Stempel heissts dann anstehen, eine Tätigkeit die wir in Venezuela noch öfters ausüben werden :-).
Die Autos sind hier so alt und antik wie in Kuba, allerdings nicht restauriert. Und weil das Benzin hier so günstig ist (ihr wollt gar nicht wissen wie günstig… :-)… 15 Liter für ca. 1 Franken!!! :-)), kann man wunderbar mit diesen Benzinsäufern fahren. In genau so einem Cadillac fahren wir als Kollektivtaxi los nach Maracaibo. Allerdings stoppen wir schon nach 300 Metern wieder um unsere Pässe zu zeigen… und 300 Meter weiter wieder… Schlussendlich zeigen wir 5mal unsere Pässe, öffnen zweimal zusätzlich den Kofferraum und bei zwei Kontrollen können wir durchschlüpfen weil wir deren Mittagessen mittransportieren :-).

Hugo Chavez! Sein Name liest und hört man überall! Wir sehen bei unserer ersten Fahrt schon viele der Wohnsiedlungen, Schulen und Universitäten, die Hugo für all die Armen erbaut hat. Es gibt sehr gute Ärzte und Spitäler und das Gesundheitswesen ist wie auch in Kuba für die gesamte Bevölkerung gratis. Sogar einen Farma-Drive gibts in jeder Stadt der 24 Stunden geöffnet hat!
Nicolas Maduro ist so volksnah wie Hugo Chavez war und wir erblicken ihn ständig im Fernsehen.
Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob hier ein wahres Paradies geschaffen wurde, im Gegensatz zu Kuba gibts hier nämlich alles! Toilettenpapier, Milch und Kaffee sind zwar je nach Ort immer etwas knapp aber sonst gibts alles. Nur passiert zur Zeit gerade Folgendes: Im Fernsehen wird verkündet, dass die Regierung die Preise reguliert von z.B. allen importierten Elektrogeräten und diese ab dem nächsten Tag 40% günstiger verkauft werden. Ja geil – ist natürlich die erste Reaktion und auch die vieler Einheimischer. Aber dass dies irgendwie nicht funktioniert wird ebenfalls klar denn der Händler verkauft so seine Ware unter dem Einkaufpreis und es ist eine Frage der Zeit, bis der Laden schliessen muss. Die Menschenschlangen und das Gedränge vor den jeweiligen Geschäften könnt ihr euch nun vorstellen und das dazugehörige Militäraufgebot!

Auch für uns ist Venezuela in finanzieller Hinsicht ein Paradies: bezieht man das Geld am Bankomat dann hat man hier Schweizerpreise. Wechselt man aber auf dem Schwarzmarkt, so kriegt man rund 7mal mehr und was das bedeutet, könnt ihr euch selbst ausrechnen!

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Unseren ersten mehrtägigen Halt machen wir in Coro an der Karibik wo wir auf der Peninsula de Paraguaná in Adicora zum Baden gehen. Noch fast eindrücklicher ist für uns aber die direkt an die Stadt grenzende riesige Sandwüste die wir besuchen.

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Einen zweiten Stopp legen wir am Wochenende in Puerto Colombia und feiern Fiesta Venezuelana.

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Schliesslich verbringen wir ein paar Tage in Caracas.

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Der höchste Slum der Welt: Eine unfertige Bauruine, um die sich niemand kümmert mitten im Stadtzentrum, wird von über dreitausend Leuten aus den Armenvierteln sinnvoll als Zuhause genutzt.

Wir machen einen Halt in Puerto la Cruz wo wir einen schönen Tag an der Playa Colorada verbringen. Danach heissts „Adios Mar Caribe!“ und wir sitzen im Bus nach Ciudad Bolivar, einer Stadt mit einem schönen historischen Viertel.

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„Adios Mar Caribe“, wir verabschieden uns mit Eis und Bier für ca. 3 Franken 🙂

Auf gehts in die Gran Sabana! Wir fahren mit dem Nachtbus nach Santa Elena (15 Minuten von der brasilianischen Grenze entfernt) von wo aus am Folgetag unsere sechstägige Tour zum Tafelberg Rioraima startet!
Wir werden morgens abgeholt und fahren zwei Stunden nach Paraitepuy. Nach einer kleinen Stärkung gehts von hier aus zu Fuss weiter und nach vier Stunden in brennender Hitze kommen wir in unserem ersten Übernachtungscamp an.

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Abmarsch!
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Diesen Tafelberg werden wir besteigen!

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Kurz vor dem ersten Tagesziel im ersten Camp.

Weitere fünf Stunden Marsch stehen am Folgetag auf dem Programm und am Nachmittag gibts genügend Zeit um sich im Fluss abzukühlen.

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Immer ein Stückchen näher am Ziel.

Alles was wir benötigen an Essen, Zelten etc. wird von Trägern mitgetragen die teilweise über 15kg auf ihrem Rücken die ganze Strecke schleppen. Unglaublich!

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Guides und Träger

Am dritten Tag dann die Schlussetappe über mehrere Stunden hoch bis auf 2870 Meter zum Roraima! Anstrengend, aber es hat sich gelohnt!

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Der letzte Aufstieg ist sehr steil! Allein die Wand ist 500m hoch!

Wir erkunden noch am gleichen Nachmittag wie auch am Folgetag einen Teil des 35km2 grossen Tafelbergs. Hier herrscht eine einzigartige Flora und Fauna wie es sie sonst nirgends auf der Welt gibt! Zudem soll der Roraima bereits 2 Milliarden Jahre alt und somit der älteste Berg der Welt sein! Das Klima wechselt ständig. Es kann der hellste und wärmste Sonnenschein durchdringen und zehn Minuten später wühlen wir schon wieder nach unseren dicken Pullis oder Regenjacken.

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Wir werden belohnt mit einer einzigartigen Mondlandschaft!

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Auf den dunklen Steinen ist der kleine Frosch kaum zu erkennen. Man hat festgestellt, dass er in ganz Amerika keine Verwandten hat. Die ihm am nächsten ähnlichen Verwandten sind in Afrika zuhause und wurden von seiner Spezies vor x Jahren getrennt.
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Steinformation wie eine Meeresschildkröte
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Unser Zuhause für zwei Nächte ist das hinterste Zelt.

Wir zelten auch hier und in der Nacht wird es dann richtig kalt. Zum Glück tragen wir in unseren grossen 10kg schweren Rucksäcken genügend warme Kleidung mit :-).

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Sonnenaufgang!

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Ca. 2800 Meter über Meer hoch ist der Roraima!
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Abkühlung in natürlichen Jacuzzis
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Überall auf dem Tepuy findet man tausende von Kristallen!

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Und eben noch auf dieser Mondlandschaft herumspaziert so gehts auch schon wieder an den Abstieg welcher doch zwischendurch eine rutschige Herausvorderung wird. Unten angekommen marschieren wir noch weitere vier Stunden ins erste Camp zurück wo wir ein letztes Abendessen gemeinsam geniessen und eine letzte Nacht im Zelt verbringen.

Gegen Mittag kommen wir am letzten Tour-Tag in Paraitepuy an, bereit für die Rückfahrt, resp. nun genug hungrig für ein letztes Mittagessen auf dem Weg. Tja! Nun ist kurz vor Santa Elena eine Strassensperre errichtet worden von einem indigenen Stamm weil eine indigene Frau von einem Taxifahrer überfahren und getötet wurde. Deshalb sind die Jeeps die uns holen noch auf der andern Seite der Sperre. Ein Fahrzeug ist unterwegs auf der zweistündigen Strecke ab der Strassensperre nach Paraitepuy und holt auch zweimal Leute, für uns reichts allerdings nicht mehr weil irgendwann das Benzin alle ist und die Tankstelle sich auf der andern Seite befindet.
(In Santa Elena kaufen übrigens auch alle Brasilianer die in Grenznähe wohnen ihr Benzin, jeden Tag (wirklich JEDEN Tag!) gabs eine Schlange von mindestens einem Kilometer auf beiden Seiten der Strasse!)

Wir warten also in einem Häuschen in Paraitepuy. Das Dorf ist arm. Wirklich arm. Es gibt z.B. einen Träger der nur ein T-Shirt besitzt zum Arbeiten und eins wenn er im Dorf ist. Das gleiche gilt für seine Hose. So hat ein Venezuelaner unserer Gruppe dann auch gleich ein paar T-Shirts verschenkt und Andrea ihre noch fast neuen Trekkingschuhe (die auch dieses Mal wieder Probleme machten) für die Träger (die zum Glück alle kleine Füsse haben) dagelassen.
Jedenfalls sitzen wir also hungrig da während mehreren Stunden und warten. Bier können wir zwar immer wieder irgendwo auftreiben (Ole! :-)), mit dem Essen wirds allerdings schwieriger – was es hier an Essen gibt, wird von den Dorfbewohnern selbst dringender benötigt als von uns. Es wird dann aber ein ganz lustiger Nachmittag und irgendwann treffen unsere Jeeps ein die uns zum letzten, nun etwas verspäteten Mittagessen, bringen.

Es war eine grossartige aber harte Tour!

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Wir bleiben noch zwei Nächte in Santa Elena und verbringen mit den drei Venezuelanern/innen, die mit uns auf der Tour waren, noch eine lustige Zeit mit brasilianischem Churrasco essen oder Salsaübungen für Anfänger :-)!

Über Ciudad Bolivar fliegen wir in den Nationalpark Canaima, um dort den höchsten Wasserfall der Welt (983m hoch) zu bestaunen der aus einem Tafelberg entspringt. Kaum angekommen im Ort Canaima gehts vier Stunden mit dem Boot flussaufwärts zum Salto Angel. Wir haben Glück und der Wasserfall ist wolkenlos! Gewaltig!

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Salto Angel
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Salto Angel
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Salto Sapo

Übernachtet wird direkt beim Wasserfall in einer Hängematte wo Andrea an ihrem Geburtstag morgens erwacht. Zurück geht die Bootsfahrt etwas schneller weils flussabwärts geht und am Nachmittag besuchen wir die Lagune in Canaima und verschiedene Wasserfälle. Hinter einem Wasserfall können wir sogar ca. 2meter dahinter eine Strecke von ca. 50m durchgehen – natürlich sind wir ganz nass und es tobt ziemlich stark dahinter!

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Salto Sapo

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Glücklicherweise ist Samstag und die Dorfdisko direkt an der Lagune hat geöffnet, so dass unsere Gruppe mit Andrea noch den 30. Geburtstag feiert! Poardyyyyy!!!

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Zurück aus Canaima flogen wir mit einem kleinen Flieger mit nur sechs Sitzplätzen und konnten so nochmals die wunderschöne Natur der Gran Sabana von oben betrachten!

Mittlerweile sind wir in Ciudad Bolivar und fahren heute mit dem Nachtbus nach Puerto Ayacucho ins Amazonasgebiet.

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Chavez vive, la lucha sigue!
Andrea und Etienne

One thought on “Gran Sabana!

  1. Hallo Zäme. Wieder e super Bricht vo Euch. Ig wet Dir Andrea no nachträglech aues Guete zum 30. Geburtstag wünsche, Ha das irgendwie versumet;) . Blibet Gsund und heit witerhin viel Spass uf Euchere Reis. Mir warte scho gspannt uf e nächscht Bricht 🙂

    Gruess Alain

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